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Soziale und kulturelle Projekte

Soziale Projekte

Wir entwickeln mit den Bürgerinnen und Bürgern soziale Projekte im ländlichen Raum und unterstützen sie bei der Umsetzung (z.B. Vereinsgründung, Finanzierungsfragen, Trägerschaftsklärung etc.)

 

Soziale Projekte im Dorf
Soziale Projekte sind in den vergangen Jahren zunehmend in das Blickfeld der Dorferneuerung gekommen: Nicht mehr die Gebäudesanierung oder der Straßenbau stehen im Vordergrund, sondern die Lebensqualität im Dorf. Und die wird eben stärker von den sozialen Beziehungen und Einrichtungen als durch kosmetische Verschönerung geprägt.

Das Dorf als Lebensraum hat sich in den letzten 50 Jahren stark gewandelt. Das traditionelle Bild des Dorfes von einer homogenen Gemeinschaft, geprägt durch Familie und Landwirtschaft, entspricht nicht mehr der Realität. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft löste die sozialen Strukturen von der Landwirtschaft, gleichzeitig drangen städtische Denk- und Lebensweisen in den ländlichen Raum vor. Viele soziale Leistungen, wie die Altenpflege und die Kinderbetreuung, wurden früher in familiärem und nachbarschaftlichem Rahmen erbracht.

Doch der ländliche Generationenvertrag, verkörpert durch die bäuerliche Großfamilie, löst sich auf. Soziale Projekte, wie z.B. Nachbarschaftshilfen können solche Leistungen wieder in die dörfliche Sozialstruktur integrieren.

Nachbarschaftshilfe
An dieser Stelle setzen dann Projekte wie die Dorfgemeinschaft Seckmauern an: durch ein Dienstleistungs-Tauschsystem soll die Nachbarschaftshilfe wieder belebt werden. Da es aber zunehmend schwieriger erscheint, Nachbarn um Hilfe zu bitten (z.B. weil man neu zugezogen ist oder keine entsprechenden Gegenleistungen geben zu können glaubt) wird die Hilfe über ein Zeitkonto abgewickelt. Vorbild dafür ist die Seniorenhilfe Maar, allerdings legen die Seckmäurer schon im Namen des noch zu gründenden Vereines "Dorfgemeinschaft Seckmauern" Wert darauf, daß die Hilfen von allen DorfbewohnerInnen angefordert werden können. Denn nicht nur ältere Alleinstehende brauchen Hilfe, auch eine Teilzeit-Berufstätige ist froh, wenn ihr Kind von der Bushaltestelle abgeholt wird, wenn sie mal länger arbeiten muß.

 

Projekte wie z.B. der Kulturtreff Sellnrod können die Integration von Neubürgern in die Dorfgemeinschaft fördern. Zum Kulturtreff gehören eine Theatergruppe, ein Lehrgarten, in dem Kinder und Jugendliche das Arbeiten im Garten spielerisch lernen, sowie die Spinnstube, in der generationsübergreifend altes Brauchtum und die Dorfgeschichte wieder aufgearbeitet wird. Neuestes Projekt ist die Einrichtung der Sellnröder Versuchsküche.


Durch solche Projekte wird auch eine Identifikation und Verwurzelung mit dem Dorf wieder aufgebaut, die durch den ländlichen Strukturwandel verlorengegangen waren. Den problematischen Entwicklungen des dörflichen Lebens in den letzten Jahrzehnten entgegenzusteuern ist die Aufgabe sozialer Projekte. Die Entwicklungen lassen sich nicht einfach wieder zurückdrehen, da sie die Folge wirtschaftlicher Veränderungen sind. Deshalb muß es das Ziel sein, auf der Basis der gegenwärtigen Situation Projekte zu initiieren, die das zukünftige Zusammenleben im Dorf positiv beeinflussen.

Alte Menschen sind eine wachsende Bevölkerungsgruppe, auch im Dorf
Auch Nachbarschaftsläden sind soziale Projekte
Jugendraum in Frischborn

Kinder und Jugend
Der Alltag von Kindern im Lebensraum Dorf ist in unserer heutigen Zeit geprägt von einer noch relativ intakten Umwelt und einem "großen, grünen Spielplatz", der Umgebung des Dorfes, vielfach mit Wiese, Wald und Bach, wo Spiel und Phantasie genügend Platz haben.


Auf der anderen Seite wird - besonders mit dem Schulbeginn - die Erfahrung gemacht, daß wichtige Einrichtungen wie Schule, Kino, Disco und später der Arbeitsplatz meist außerhalb des Dorfes liegen und nur durch Pendeln erreichbar sind. Auch die Möglichkeiten politischer, gesellschaftlicher und kultureller Mitgestaltung sind stark eingeschränkt und werden von festen Strukturen und Vereinen bestimmt. Und auch die berufliche Zukunft nach der Schule ist nur in den seltensten Fällen im eigenen Dorf zu verwirklichen. Für viele junge Menschen im Dorf stellt sich deshalb die Frage: Abhauen oder bleiben?

Mit der Dorferneuerung gibt es eine Chance, jungen Menschen überzeugend zu zeigen, daß sie eine unbefriedigende Situation in ihrem Dorf nicht einfach hinnehmen müssen, sondern daß sie an der aktiven Gestaltung ihres eigenen und dörflichen Lebensumfeldes teilhaben können. Das Dorf hat für junge Menschen nur dann eine Chance, wenn es eine überzeugende Alternative zur Stadt darstellt - denn "Heimat" ist da, wo man sich wohlfühlt.

Die Spiel- und Alltagsgewohnheiten der Kinder im Dorf können bei sog. "Spürnasenaktionen" bzw. der Spielleitplanung erfaßt und anschließend mit den Kindern ihre Wünsche und Bedürfnisse herausgearbeitet werden.

Maßnahmen und Projekten für Junge Menschen im Dorf dürfen sich aber nicht allein in der Schaffung eines infrastrukturellen Angebotes - Spielplätze, Jugendräume, Grillhütten - erschöpfen. Diese können nur die Basis sein, auf der sich jugendliches Dorfleben selbst entwickelt. Solche Anregungsmillieus sind z.b. Jugendräume: Damit grenzen sich die Jugendlichen zum einen von der Erwachsenenwelt ab, andererseits ist diese jugendliche Selbstdarstellung bereits eine aktive Integration in Erwachsenenwelt. Die Jugendlichen wollen mit ihren Wünschen und Zielen ernst genommen werden in der dörflichen Gemeinschaft. Damit fügen sie sich in ihre Umwelt ein und verändern sie zugleich.

Auch in der Vereinsarbeit können über Jugendprojekte neue Impulse für Jugend, Verein und Dorf gesetzt werden. Der Nachwuchsmangel vieler Vereine liegt darin begründet, daß Ziel und Zweck der Vereine oft zu eng und zu traditionell geblieben sind und deshalb eine große Kluft zwischen der dörflichen Tradition und eigenem Alltag der Jugendlichen liegt. Die Vereine verlieren für Jugendliche an Überzeugungskraft.

Andererseits ist Jugendarbeit - auch im Verein - gerade dort erfolgreich, wo genau dieser jugendliche Alltag thematisiert wird und daraus konkrete Perspektiven für sich und den eigenen Lebnsraum Dorf entstehen. Gleichzeitig geht es auch darum, jungen Menschen die Perspektiven anderer Menschen im Dorf verständlich zu machen. Das kann z.b. durch Veranstaltungen wie "Jung trifft Alt" geschehen oder auch durch "Spurensicherungen":


Einen ähnlichen Zweck wie die Spürnasenaktion mit Kindern verfolgen die Spurensicherungen mit Jugendlichen: Durch die Beschäftigung mit einem Thema im Dorf lernen die Jugendlichen, sich mit ihrem eigenen Lebensort genauer auseinanderzusetzen. Ziel ist es, über das Kritisieren aus jugendlicher Perspektive hinaus die Verhältnisse im Dorf zu verstehen.

Kinderbetreuung - nicht nur für berufstätige Mütter wichtig
Alle machen mit - Plakat der Hess. Dorferneuerung
Jugendgesprächsabend im Rahmen der Dorferneuerung in Ober Kostenz

Frauen im Dorf
Frauen im Dorf sind vor allem dann, wenn sie nicht auswärts berufstätig sind oder enge persönliche Beziehungen zu anderen Orten haben, stark in das dörfliche Alltagsleben eingebunden. Aber auch Berufspendlerinnen haben, mit Ausnahme der ortsfremden Zugezogenen, sehr enge Bindungen innerhalb der nachbarschaftlichen und verwandtschaftlichen sowie meist auch der vereinsmäßigen Beziehungsgefüge. Diese Einbindung hat zur Folge, daß Frauen in starkem Maße dörflichen Verhaltensnormen und -kontrollen ausgesetzt sind, die ihre Entfaltungsmöglichkeiten in verschiedenen Lebensbereichen steuern, wenn nicht einschränken. (aus: R. Buchenauer: Partizipation von Frauen im Dorfalltag. Erschienen in: S. Hebenstreit-Müller, I. Helbrecht-Jordan (Hrsg.): Frauenleben in ländlichen Regionen. Bielefeld 1990).

Daraus lassen sich folgende Ansätze ableiten:

  • Frauen sind auch weiterhin die Stützen der sozialen Aktivitäten im Dorf
  • Durch ihre stärkere Anwesenheit im Dorf (soweit nicht Vollzeit-Berufstätig) sind sie Expertinnen für die Alltagsabläufe
  • Da die politischen Gremien aber heute noch meistens von deutlich mehr Männern besetzt sind, ist gerade bei der Dorferneuerung ein Einmischen der Frauen in die Projektentwicklung sehr wichtig.

In den meisten Orten, die wir betreut haben, vor allem im vom Ballungsraum entfernten ländlichen Raum, engagieren die Frauen sich sehr für das Dorfleben (Feste, kirchliche Veranstaltungen, Nachbarschaftshilfe, Vereine etc.), aber weniger in den Ortsbeiräten bzw. Gemeinderäten. In der Dorferneuerung sind meist Arbeitsgruppen zu Themen wie "Kinder", "Senioren" oder auch "Jung und alt" für Frauen von Interesse, dafür fehlen hier die Männer oft ganz.

Aus dieser Arbeit mit den Frauen ergeben sich dann, sobald die Bereiche Kinder - Jugend - Senioren diskutiert sind, Ansätze für frauenspezifische Projekte oder zumindest sehr praxisnahe Vorschläge für andere Planungsbereiche (vor allem Verkehrsplanung / Mobilität). So entstanden u.a. folgende Projekte:

In Wolfenhausen kam es im Zuge der Dorferneuerung zu folgenden Vorschlägen: Fortbildungen für Berufsrückkehrerinnen, besonders auch Computerkurse; eine Verbesserung der Mobilität, die Initierung eines Babysitterdienstes sowie das Sammeln alter regionaler Kochrezepte. weiteres dazu

In Diedenbergen war die Schaffung eines multifuktionalen Dorfcafés mit kulturellem Angebot einer der Wünsche der BürgerInnen, das sich an alle Bevölkerungsgruppen (auch einkommensschwache) wendet. Es soll tagsüber als Café betrieben werden und abends für Veranstaltungen (Diskussionen, Vorträge, Filme etc.) geöffnet werden. Das Ziel des Projektes ist es. einen Treffpunkt zu schaffen für alle Bevölkerungsgruppen, von Jugendlichen bis zu SeniorInnen.

Auch der Kulturtreff Sellnrod ist ein Frauenprojekt (das sehr gut die Komplexität der weiblichen Ideen für die Dorferneuerung zeigt: Theatergruppe, Lehrgarten, Spinnstube, Kochen nach regionalen Rezepten ...)

Weitere Informationen zu sozialen Projekten des Geographischen Planungsbüros:
Nachbarschaftsläden
Spiel-Räume

Der Kulturtreff tagt

Kulturelle Projekte

Wir entwickeln mit den Bürgerinnen und Bürgern kulturelle Projekte im ländlichen Raum und unterstützen sie bei der Umsetzung (z.B. Vereinsgründung, Finanzierungsfragen, Trägerschaftsklärung etc.)

 

Kultur auf dem Dorf
Kulturprojekte im Dorf - das ist etwas anderes als die Versorgung mit kulturellen Einrichtungen wie Opern und Theatern, wie man es aus der Stadt kennt. Kultur ist auch nicht die Summe aller Künste (Kunst ist lediglich ein Ausdruck von Kultur). Kultur im Dorf ist auch mehr als Heimatmuseum und Mundart- und Trachtenbrauchtum, welches in erster Linie nostalgisch an "die gute alte Zeit" erinnert und in Fremdenverkehrsgebieten vor allem touristisch interessant ist.

Kultur ist die bewußte, wertorientierte Gestaltung der Lebensbereiche von einer Gruppe von Menschen.

Das gilt auch für das Leben im Dorf. Durch ihre Kultur verknüpfen sich einzelne Menschen zu einer Gemeinschaft. Kultur stiftet Identität und Orientierung und leitet - im Sinne einer "Volkskultur" - an zur Gestaltung der gemeinsamen Umwelt. Dörfliche Kultur wird gerade dort lebendig, wo sich die Kreativität und Kunst der Dorfgemeinschaft mit Fragen der alltäglichen Realität auseinandersetzt.

Dieser dörfliche Alltag hat sich durch den Strukturwandel im ländlichen Raum stark gewandelt: Er ist zerfallen in Teilbereiche wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Einkaufen usw., verbunden durch langes Pendeln mit dem Pkw. Diese Veränderung der Lebensverhältnisse bedroht die dörfliche Kultur, weil das frühere gemeinsame Leben und Arbeiten im Dorf, die Grundlage der gemeinsamen Kultur, weggefallen ist. Alltagserfahrung und Beobachtung sind ersetzt worden durch "richtig" Erlerntes in der Schule, außerhalb des Dorfes.

 

Ziel der Dorferneuerung ist deshalb die Revitalisierung der dörflichen Kultur. Der Kultur soll neues Leben eingehaucht werden, Bestehendes erhalten und neues entwickelt werden. Es geht dabei jedoch nicht darum, die Nostalgie einer "guten alte Zeit" zu beschwören. Vielmehr geht es um die Wiederherstellung regionaler Identität und Identifikation, um das Dorf wieder zum "Ort des Geschehens" zu machen. Letztendlich führt die Revitalisierung der dörflichen Kultur zur Wiedergewinnung von "Heimat": Der Ort wo man sich Zuhause fühlt, der Teil von einem selbst ist.

Projekte zur Förderung der dörflichen Kultur beinhalten z.B. Reaktivierung alter Dorfsäle: In vielen Dörfern gibt es noch die alten Dorfsäle, ursprünglich den Dorfgasthöfen zugehörig. Viele Gasthäuser wurden geschlossen, ihre Säle wurden vergessen. Die alten Säle werden nun wiederentdeckt, in denen kulturelle Aktivitäten ihren Platz finden. Das geschieht z.B. durch "Saalü", eine vom rheinland-pfälzischen Kultusministerium unterstützte Initiative, die an die Tradition von Volkstheater und Revue anknüpft. Die Initiative fordert alle auf, das dörfliche Leben wieder selbst attraktiver zu gestalten. Mit örtlichen Theatergruppen und Musikvereinen veranstaltet "Saalü" ein Heimatvarieté zusammen mit ortsfremden Musikern und Kleinkünstlern.

Auch in Hessen gibt es viele Kulturprojekte in der Dorferneuerung, so z.B. den Kulturtreff Sellnrod, Projekte zur Ortsgeschichte, Sammlung regionaler Rezepte, Dorfmuseen,

Ausstellung alter Fotos in Abtweiler
Brotbacken in Frischborn
Museumsschweine
Alte Postkarte aus Größnitz / Sachsen-Anhalt
Zigarrenherstellung in Heimarbeit in Neuses
Theatergruppe Sellnrod

Literaturempfehlungen:

Als erstes zu nennen sind hier Veröffentlichungen aus dem Bereich der Kulturanthropologie / Volkskunde, zB. von der Gesellschaft für Volkskunde Rheinland-Pfalz.

Herauszuheben sind hier folgende Bände:

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Tretten sie mit uns in Kontakt. Wir freuen uns auf Sie und ihr Vorhaben.